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TRÄUME WERDEN MASSIV Leuchtkästen im öffentlichen Raum und eine Postkartenedition von Iris Andraschek. |
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Judenburg erlebte wie viele andere Städten auch eine Verlagerung des Einzelhandels vom Zentrum weg an die Peripherie. Wie überall ist auch in Judenburg ein großes Einkauszentrum außerhalb der eigentlichen Stadt entstanden. Eine direkte Folge davon ist, dass die leerstehenden Geschäftsflächen im Judenburger Stadtzentrum nicht zu übersehen sind. Das sind neben vielen kleineren Geschäften vor allem auch zwei beachtliche Flächen, die des Kaufhauses Kastner & Öhler und die des Möbelhauses Leiner. Bei den Gesprächen mit Jugendlichen im JUZJU Judenburg wurde klar, dass auch die jungen Leute für das Thema des Leerstands zu gewinnen sein würden. Denn die meisten kannten die lange Zeit geschlossenen Geschäfte nur mehr von außen oder hatten deren Innenräume noch als kleine Kinder erlebt. Besonders die Rolltreppen waren in Erinnerung geblieben. Die Neugier war groß. Der Vorschlag der Künstlerin, diese Räume gemeinsam zu erkunden stieß daher auf Interesse bei den Jugendlichen. An mehreren Terminen kam man zusammen und erkundete die Innenräume. In den Geschäftsflächen fehlten zwar die Waren, aber zahlreiche Präsentationselemente waren noch vorhanden: Wandgestaltungen, Regalsysteme, Spiegel, Bodenbeläge, Beschriftungen, Poster, sogar Schaufensterpuppen. Iris Andraschek war stets mit dem Fotoapparat dabei und beobachtete die Jugendlichen dabei, wie sie sich mit den ungewohnten Räumen vetraut machten, wie sie sich darin bewegten, was ihre Aufmerksamkeit erregte. Zahlreiche Stellen wurden gefunden, an denen kleine Grüppchen oder auch einzelne Jugendliche Lust hatten, sich im Raum in Szene zu setzen. Und hier wird das Gespür der Künstlerin für wesentliche Momente deutlich, das dann eine Fotoserie von bestechender Qualität möglich machte. Neugierig, spielerisch, cool, rebellisch. In dieser Bandbreite bewegen sich die Stimmungen, die auf den inszenierten Fotos deutlich werden. Von allem etwas hat z. B. jenes Foto, auf dem sich ein Mädchen rücklings auf den Handlauf eines Geländers im ehemaligen Leiner legt und mit einer Hand die seit Jahren stillstehende Rolltreppe umfasst. Der andere Arm, ein Bein sowie die Haare hängen entspannt herab. Oder jene zwei Burschen, die lässig auf der Präsentationsfläche eines Geschäftsverbaus sitzen, zwischen Spiegeln und billiger Max-Platten-Ästhetik, und man kann nur ahnen, wofür das alles einmal war. Die Arme haben sie vor der Brust verschränkt, den Blick abwartend in die Kamera gerichtet, signalisieren sie ein sicheres Auftreten in der nicht alltäglichen Situation. Nur eines der Fotos kommt ohne Menschen aus. Es ist jenes Bild, in dem der Projekttitel auftaucht: Träume werden massiv. Welche Art von Möbeln mögen die Kaufhaus-Verantwortlichen einst mit diesem Slogan übertitelt haben? Heute lässt sich der Traum kaum mehr erahnen, sind nur die Bodenbeläge, Dekorstreifen an der Wand und eine markante abgehängte Decke übrig. Aus den umfangreichen Shootings hat Iris Andraschek 16 Fotografien zur öffentlichen Präsentation ausgewählt. Als Ort konnte eine zentral gelegene Mauer in der Burggasse gefunden werden. Darauf sind Leuchtkästen in unterschiedlicher Größe montiert. Diese wurden zum überwiegenden Teil second-hand erworben. Die Kästen wurden an die Straßenbeleuchtung gekoppelt, abends geht darin das Licht gemeinsam mit den Straßenlampen an. Begleitend dazu wurde eine Postkartenserie aufgelegt. Sie bietet die Gelegenheit, die 16 Motive aus der Burggasse auch zur Erinnerung mit nach Hause zu nehmen. Oder mit besten Grüßen von der Judenburger Jugend zu verschicken. Entstanden in Zusammenarbeit mit
Jugendlichen in Judenburg:
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